K a b e l, d a s u n b e k a n n t e W e s e n
Der Mikrokosmos, der sich in der Verkabelung eines HiFi-Systems ab-
spielt, überrascht immer wieder
K
abel
bilden
mit den
ange-
schlossenen Geräten stets ei-
nen Wechselstromkreis mit typi-
schen Resonanzfrequenzen, die
sich je nach Kabeltyp sowohl ver-
schieben als auch unterschiedlich
stark ausfallen können. Es macht
bereits einen Unterschied, ob die
Komponenten neben- oder über-
einander positioniert werden.
Das ist nichts Schlimmes, es ist
vielmehr unvermeidlich. Dass es
sich nach einem ungeschriebenen
Branchengesetz positiv auswirkt,
wenn man die Verkabelung aus ei-
ner Herstellerhand wählt, ist eine
Tatsache. Sie begründet sich ein-
leuchtend aus der Erfahrung, dass
ein- und dasselbe Team die Netz-
und Signalstrippen mit- und fürein-
ander an verschiedenen Geräten
entwickelt und ihre Auswirkungen
gehört hat.
Bei Signalkabeln zwischen den
Geräten ist es die Kapazität, die
sich klanglich mit am stärksten
auswirkt und in den aus Kompo-
nenten
und
Kabel
gebildeten
Wechselstromkreis eingreift. Und
da wir es zwischen den Gerät-
schaften
meist mit einer sehr
hemdsärmeligen bis gar keiner
Anpassung zu tun haben, sollte
man auf eine niedrige Ausgangs-
impedanz der Quelle und eine aus-
reichend hohe Eingangsimpedanz
der Senke (Zielgerät) achten, dann
sind auch längere Kabel kein Pro-
blem. Faktor 10 ist hier das Mini-
mum, nicht selten treffen wir auf
Faktoren von 1000, 2000 und noch
höher. Im ungünstigsten Fall, etwa
einer hochohmigen Röhrenvorstu-
fe an einer niederoh-
migen Endstufe, bei-
spielsweise
1,5
Ki-
loohm und 7 Kiloohm
(Faktor unter 5), kann
es zu kritischen Ver-
lusten und Höhenab-
fall
kommen,
dann
wirkt
sich
übrigens
auch die
Kabelqua-
lität und -länge noch
erheblich stärker aus.
Ausgesprochen
kri-
tisch sieht es bei Pho-
no aus, da hier kleinste Spannun-
gen transportiert werden müssen.
Entsprechend bedeutsam ist die
Kabelqualität
stets
umgekehrt
proportional zur Signalstärke, also
stets bei der Quelle (noch) wichti-
ger als zwischen Vor- und Endver-
stärker.
Im Unterschied zu den Cinch- und
XLR-Gerätekabeln ist es bei den
Leistung transportierenden Laut-
sprecherkabeln (und auch Netz-
kabeln) im Wesentlichen die In-
duktivität, die das Signal zu beein-
flussen
vermag.
Die
Kapazität
spielt hier eher nur dann eine Rol-
le, wenn es um die Unverträglich-
keit mit dem Verstärker geht. Man-
che Amps reagieren nämlich et-
was säuerlich auf zu hohe kapazi-
tive Lasten, weshalb man hier mit
Flechtkabeln
umsichtig
agieren
und sie nicht zu lang oder gar pa-
rallel (Bi-Wiring) einsetzen sollte,
was zwar die Induktivität halbiert,
zugleich aber auch die Kapazität
verdoppelt. Die meisten modernen
Verstärker sind dies-
bezüglich
allerdings
unkritische Gesellen.
Der
Kabelklang
als
solcher dürfte neben
durch
Übergangs-
widerstände beding-
ten Verlusten und be-
sagten
Resonanzen
vor allem auch im in-
dividuellen
Phasen-
gang des Kabels be-
gründet sein. Vor al-
lem
beim
Lautspre-
cherkabel.
Wird das Signal im gesamten Hör-
bereich
ohne
Phasensprünge
übertragen, was nichts anderes
heißt, als dass es alle Frequenzen
ungebremst und ohne Vorlieben
(Stichwort
Skin-Effekt)
durch-
schleust, wird man das Kabel
elektrotechnisch als neutral ein-
stufen.
Weist es dagegen stellenweise
stärkere Abweichungen auf - die
sich durchaus sowohl positiv als
auch negativ mit dem Phasengang
des Lautsprechers vertragen kön-
nen - wird das Kabel zum Korrek-
tiv oder aber der Erfolg zum reinen
Zufall. Probieren Sie deshalb stets
aus, was in Ihrer Kette am besten
funktioniert.
Noch ein paar Worte zum Kabel-
klang. Die Laufrichtung ist insbe-
sondere bei Kleinsignalkabeln kei-
neswegs Voodoo. Mitunter hängt
die Ausrichtung hier nicht nur von
der Zugrichtung der Kristallstruk-
tur in der Fertigung, wovon auch
Lautsprecherkabel betroffen sind,
sondern vor allem mit Masse- und
Schirmanschluss
zusammen.
Achten Sie deshalb stets auf die
vom
Hersteller
angegebenen
Laufrichtungen. Und beim Thema
Netzkabel können Sie sich ganz
schnell davon überzeugen, dass
man sehr wohl Unterschiede hört.
Verkabeln Sie Ihre Kette ganz nor-
mal und ändern Sie beispiels-
weise unter Beachtung der richti-
gen Phase nur mal die Zuleitung
zur Netzleiste, indem Sie ein hoch-
wertigeres Netzkabel verwenden,
alternativ auch als Zuleitung zur
Quelle oder zum Verstärker. Sie
werden über die Veränderungen
staunenl Wir waren vor einigen
Jahren selbst verblüfft und konn-
ten es kaum glauben.
Mögen die Preise diskutabel sein,
die Tatsache, dass es hörbare und
wesentliche
Klangunterschiede
gibt, ist es tatsächlich nicht. Inwe-
nigen Jahren dürften die letzten
Kritiker verstummt sein, ganz ähn-
lich wie in der Vergangenheit bei
Racks und Steckerpolung.
Für alle Kabel
gilt in der Regel:
Size matters. In
diesem Falle al-
lerdings muss es
heißen:
So kurz wie
möglich
FAZIT
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E s gibt ihn, den K ab elk lan g . Und w ie !
M an kann d am it viel U nsinn a n ste lle n ,
a b e r a u ch g e z ie lt ab stim m en
D
ass Kabel „Komponentenstatus" zu-
kommt, ist für unsereins gelebte Rea-
lität, auch wenn diese Erkenntnis viele
noch nicht erreicht oder gar wieder ver-
lassen hat. Erleben wir doch Tag um Tag,
wenn Testgeräte verbunden werden müs-
sen, wie die Wahl eines Kabels den Cha-
rakter
einer
Komponente
oder
Kette
unterstützen, konterkarieren oder in eine
bestimmte Richtung treiben kann. Bei-
packstrippen sind out.
Und in noch stärkerer Ausprägung lässt
sich die Philosophie eines Herstellers, ja
mitunter der Geschmack des Entwickler-
Teams heraushören, wenn man konse-
quent die gesamte Kette aus einem Port-
folio verstrippt. Dann erlebt man manches
dynamische Wunder, etwa mit Kimber
oder Nordost, die solche Wunder sogar für
überschaubares Geld zaubern können.
Oder man bekommt es mit einer in jeder
Hinsicht ausgewogen, sauber und struktu-
riert aufspielenden Kette zu tun.
Das etwa ist mit Audioplan oder HMS der
Fall, wenngleich auch diese sich tonal
unterscheiden,
die
HMS-Verkabelung
dunkler und die Audioplan offener und
glanzvollertönt.
Beide legen in Sachen Raumabbildung die
Latte bereits etwas höher und bieten
neben Signal- und Netzkabeln übrigens
auch gleich die passenden Netzverteiler
samt konsequent realisierter Hersteller-
philosophie. Das Ende der Fahnenstange
zumindest dieses Tests ist dann mit Wire-
world und Shunyata erreicht.
Es ist immer wieder faszinierend, was
Kabel
ausmachen können. Vor allem,
wenn man es mit einer derart superben,
wenn auch kostspieligen Qualitätsstufe zu
tun hat. Während sich das günstigere Wi-
reworld durch noch etwas satteres Spiel
mit enormer Schubkraft auszeichnet, lie-
fert Shunyata neben der beinahe ebenso
ausgeprägten Kraft noch ein Quäntchen
mehr Transparenz. Fluss, Farbigkeit und
Musikalität über das gesamte Frequenz-
spektrum sowie eine gegenüber den we-
niger
teuren
Kabeln
ausgeprägtere,
größere und räumlichere sowie exakter
differenzierte und fokussierte Abbildung
liefern beide. Fazit Für jede Kette und für
jeden Anspruch gibt's das richtige Kabel.
Man muss es nur finden.
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